Fühlen… Gefühl zulassen… sich seinen Gefühlen einmal ganz hingeben… einmal völlig auf sein Bauchgefühl hören… ganz intuitiv handeln… Eigentlich das Einfachste der Welt und doch so verdammt schwer…
Warum? Weil so viele Menschen verlernt haben einmal in sich zu hören und zu fühlen… was möchte ich eigentlich? Tut mir das gerade gut? Was macht es mit mir? Und darf ich einfach mal sagen, so nicht?
Mein ganzes Leben dachte ich mir so oft, warum bin denn nur ich so überempfindlich? Warum beschäftigen mich Situationen und Erlebnisse so unglaublich lange und intensiv? Warum trifft mich manch dummer Spruch so sehr und beschert mir Gedanken für mindestens eine Woche, während der Sprücheklopfer es beim nächsten Atemzug bereits vergessen hat? Warum bin ich oft emotional so angreifbar und mache mir Gedanken wie ich gerade auf andere wirken könnte? Warum mangelt es mir so oft an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, obwohl ich tief in meinem Inneren weiß, dass ich gerade sehr wohl abliefern könnte? Warum war ich schon so oft ein viel zu leichter Anlaufpunkt für Verspottungen und Ausgrenzungen? Warum könnte ich ausflippen, wenn ich diesen seltsamen Stoff den Blusen mit sich bringen auf meiner Haut tragen muss? Warum entwickle ich dezente Paranoia, wenn jemand meine schön gerade aufgereihten Dinge auf meinem Schreibtisch durcheinander bringt? Warum bin ich so ein unverbesserlicher Harmoniefreak? Warum möchte ich mich bei Flugzeuglärm und Sirenengeheul meinem Mann an die Brust werfen und mich unter einer Kuscheldecke verstecken? Warum fangen mich Stimmungen und Emotionen anderer so ein? Warum überfordert es mich so sehr Entscheidungen zu treffen? Warum kann ich Hachiko den traurigsten aller Hundefilme nie wieder in meinem Leben anschauen, weil er mich damals mindestens für die nächsten 2 Wochen emotional sehr nah ans Wasser befördert hat? Und ja ich muss Tierheimaufrufe und Tiere in Not auf Facebook großzügig überblättern…
Ja meine Güte, warum denn das alles?
Bin ich im Kern zu weich, zu sensibel, zu emotional oder gar zu schwach? Nach tiefen seelischen und emotionalen Erlebnissen und was ich Euch bereits beschrieben habe, wie es mir Ende 2018 und Anfang 2019 erging, habe ich immer öfter gelernt hinzuhören und hinzusehen… Auf mich… Was ist da drinnen im Kern eigentlich los? Ich habe viel gelesen und bin irgendwann auf das Thema „Hochsensibilität“ gestoßen… Daran bin ich kleben geblieben und zwar als jemand die typischen Eigenschaften Hochsensibler Menschen erklärt hat…
Wow, damals dachte ich mir, echt jetzt? Woher kennen die mich? Und irgendwann, nach vielen Blogs die ich zu diesem Thema gelesen habe, wurde mir bewusst, so wenige Menschen sind das gar nicht… Ja es sind tatsächlich mehr als man denkt, die ähnlich fühlen und denken wie ich…
Und nein, sensibler zu sein als andere ist keine Krankheit und keine neurologische Störung und auch keine Behinderung. Es ist viel mehr eine Gabe, mit vielen Vor- und Nachteilen…
Wären manche Schicksalsschläge nicht so gekommen wie sie nun mal gekommen sind, hätte sich das vermutlich niemals so gezeigt und ich wäre weiterhin durchs Leben gegangen, mit dem Gedanken einfach eine kleine Mimose zu sein… Aber so what – es kam wie es kam und das ist einfach nur gut so…
Ich wusste es davor schon, aber dennoch seit ich endlich genauer hinschaue und die Dinge länger betrachte wird es mir immer wieder umso deutlicher klar, was ich für ein großes Glück habe meinen Mann an meiner Seite zu haben. Oh Wow, der liebt mich einfach so wie ich bin oder vielleicht genau deshalb, weil ich so bin wie ich bin? Er hat mich ja schließlich vor 13 Jahren schon so kennengelernt… Schon oft musste er Dinge zum 100 mal mit mir durchkauen, was für Ihn unbegreiflich war, aber er tut es… aus Liebe zu mir! Er kennt mich in und auswendig, er spürt wenn es in mir rund geht, er spürt, wenn mein Puls steigt, weil mich eine Situation emotional gerade brutal fordert, er fängt mich mit seiner emotionalen Präsenz… Er ist das Gegenstück zu meinem Ich, derjenige der mich runter bringt wenns mich nach oben katapultiert… Ich komme von der Arbeit nach Hause und unsere Weihnachtsbeleuchtung in den Fenstern ist an, er schaltet es an, weil er weiß, dass ich es wunderschön finde und macht mir damit eine kleine wortlose Liebeserklärung… ich biege in unsere Straße und bin so gerührt… Hasi ich liebe Dich bis zum Mond und zurück und nicht nur dafür… und jetzt weine ich ein bisschen nebenher… Mittlerweile merke ich es, wenn mir Situationen emotional nah gehen und kann es ihm ganz einfach sagen… Ich sagte letztens, als mir eine Freundin schrieb, dass es ihrem Papa leider nicht gut geht, dass ich gerade selbst in meinem Inneren mitleide und mitfühle und dass mich eine Antwort für Sie gerade völlig überfordert und ich mit meinen Gefühlen gerade nicht weiß wohin… Er ist da… Er ist mein Fels in der Brandung, er kommt, nimmt in den Arm und sagt mir ganz zart ins Ohr – mitfühlen, nicht mitleiden… Du kannst das…
Wir beide haben in unseren Jahren schon so vieles gemeinsam durchgestanden, immerzu durfte einer auf den anderen vertrauen… Jedem Sturm und jedem Quertreiber haben wir widerstanden… Danke, dass Du mich emotional so tief blicken lässt und dass ich in Dir lesen darf, wie Du in mir… Ja, mein Mann, Du bist ist ein Geschenk!
Genauso meine Eltern und meine allerliebste Schwester, ihr kennt mich nun ja auch schon sehr sehr lange… Aber auch ihr, wart und seid immer mit eurem emotionalen Rückhalt für mich da… Schon in meiner Kindheit, die Zuhause so unsagbar schön war aber leider eben in der Schule nicht… Ihr habt mir immer wieder aufgeholfen, mich auf die Füße gestellt und mich bei der Hand genommen. Ich habe es immer als ein unfassbar großes Glück empfunden und empfinde es heute noch, dass ich in dieser Familie aufwachsen durfte… Es ist mir sehr wohl bewusst, dass andere Kinder bei weitem nicht so ein Glück erfahren dürfen… Danke, dass ihr mich liebt und annehmt, so wie ich bin, mit meinen manchmal etwas komischen Anwandlungen und meiner empfindsamen Seele… Danke, dass ihr mich so behütet habt groß werden lassen, dass ihr mir Freiraum gegeben habt als es an der Zeit war und mich aufgefangen habt, als es ebenso mal wieder Zeit war… Auch Ihr seid ein Geschenk!
Vor einigen Jahren war in mir immer noch dieser Gedanke, das kannst du nicht machen, was sollen denn die anderen denken, du könntest ja doof dastehen… Joa, dass sich das irgendwann endlich mal geändert hat, daran ist auch tatsächlich auch unser kleines Hundekind nicht ganz unschuldig… Toby fragt nicht lange wie ich das vielleicht gerade finde, er macht einfach mal und lange Zeit (und auch heute noch oft) strotze ich gerade nur so vor Unsicherheit, die sich dank unserer beider emotional offenen Türen natürlich direkt auf Ihn überträgt… Was wenn ich Toby nicht halten kann, wenn er in die Leine springt… was wenn ich den flotten Otto mache und hinfalle… Was denken nur die Leute… An richtig guten Tagen ist es mir mittlerweile einfach so egal was die Leute denken… Oh Gott ihr glaubt nicht wieviele Gemeinsamkeiten ich in letzter Zeit an Toby und mir entdeckt habe… Gestern erst haben wir darüber gesprochen, er ist wie ein Spiegelbild aus meinem Mann und mir… Toby hasst Chaos, so wie ich… Toby liebt es wenn es so dermaßen harmonisch zugeht, so wie ich… Toby möchte gerne alles kontrollieren, so wie ich… Toby fühlt und spürt unglaublich viel, so wie ich… Toby kriegt die Krise, wenn alle tun was sie wollen und keiner tut was er soll, so wie ich… Toby reagiert manchmal aus Unsicherheit komisch, so wie ich… Er kann es aber in Wirklichkeit viel besser, so wie ich… Genau ihn haben wir gebraucht, keinen anderen, niemals… Was mich dieser Hund in so kurzer Zeit so alles gelehrt hat, ist für mich kaum in Worte zu fassen… Manchmal schaue ich mir seine Präsenz bei anderen Hunden an und dann weiß ich, daran darf ich mir getrost mal ein Bespiel nehmen…
Ich habe nach einer echt bescheidenen Situation in meiner Arbeit, die zu meinem 30. Geburtstag (also im Mai 2018) passiert ist nun nach 1,5 Jahren endlich die nötige Stärke und das Vertrauen in mich selbst gefunden um endlich Nägel mit Köpfen zu machen… Oh man was hat mich das stolz gemacht… Die Zeit war letztes Jahr vielleicht einfach noch nicht reif, aber gut Ding will Weile und so habe ich eben jetzt endlich reinen Tisch gemacht… Und ich habe mich erklärt bei meinen Kolleginnen, ich habe Ihnen ehrlich gesagt, wie sehr mich Ihr Verhalten emotional getroffen hat und wie schlimm es sich für mich angefühlt hat und dann habe ich mich rausgenommen aus gewissen Dingen in der Arbeit… Ich bin an diesem Tag mit einem Lächeln auf den Lippen aus dem Büro spaziert und ich war so erleichtert… Und diese Erfahrung zeigt mir in kleinen Schritten und in einem Lernprozess – hey die Welt ist davon nicht untergegangen, Du darfst Deine Meinung sagen, Du musst Dich manchen Dingen nicht hingeben, nicht wenn sie sich in meinem Bauchgefühl so total falsch anfühlen… Es hat mich gelehrt viel öfter auf meine Intuition zu vertrauen, auf mein Bauchgefühl und auf mich selbst zu hören… Ich muss nur hinhören… Leicht ist das natürlich nicht immer, aber ich konnte in letzter Zeit feststellen, dass man tatsächlich mit jeder Erfahrung lernt und innerlich wächst…
Ich wähle immer häufiger den Weg einfach zu sagen was ich möchte und was nicht… Ich sage es ganz ehrlich, wann es für Zeit für eine Auszeit ist, wann ich einfach mal nur mit meinem Mann und unserem kleinen Fellkind alleine sein möchte, weil ich weiß, dass mir diese Zeit mit Ihnen gerade einfach gut tut und weil sie für mich Wohlbehagen und Qualität bedeutet… auch im Sport, beim Bouldern, ich gebe mich mittlerweile meinem Tagesempfinden hin, an Tagen an denen mich die Höhenangst packt ist es ok, beim nächsten mal geht vielleicht wieder ein Step mehr nach oben… es ist ok, es macht mir Freude und tut mir gut und soviel ich schaffe, soviel ist es gut… Ja daraufhin musste ich auch ehrlicherweise feststellen, dass es meine Mitmenschen dann auch einfacher mit mir haben, sie wissen woran sie sind, sie dürfen sehen was und wer ich bin und für was ich stehe… Ich bin greifbarer für sie…
Für mich ist das ein Entwicklungsweg, den ich mit den wundervollsten Seelen dieser Welt gehen darf und auf den ich sehr stolz bin, denn ich begreife mittlerweile, dass mehr zu fühlen, sensibler zu sein und tiefer zu empfinden auch Geschenke sind… Denn die tiefen Emotionen und Gefühle, die manch ein Lied, eine Geste, manche Worte und Taten in mir auslösen, kann ich ganz oft kaum in Worte fassen, weil sie mich so tief und positiv berühren… und das ist ziemlich genial…
Also kommt, wir GEhen FÜHLEn…
In diesem Sinne, sei dankbar, zufrieden und glücklich, Du hast alles was es zum Glücklichsein braucht!
Eure Steffi
von Bloggystyle