„Hey Du, ja Du, ich denke ich mag Dich… „

Hätte mir vor einigen Jahren jemand erzählt, du kannst keine Träne vergießen, du kannst Dich kaum fühlen, du bist Dir fremd… hätte ich vermutlich aufmerksam zugehört, es hätte mir auch leid getan für diesen jemand, aber im Leben hätte ich mir nicht vorstellen können wie es sich anfühlen muss… Heute weiß ich es…
Es kam ganz schleichend, so etwas merkt man nicht… Man funktioniert, das ist eine Zeit lang anstrengend, doch irgendwann ist es nicht mehr anstrengend, sondern irgendwann braucht dein Körper und deine Seele das „Funktionieren“, weil sie es schlicht verlernt haben wie es ist entspannt zu sein und ganz tief im Inneren eine Harmonie und Ruhe zu empfinden.
Nach einem sehr harten Start ins Jahr 2018 lief mein Körper auf gefühlten 280%, run, run, run… Ich fühlte mich als könnte ich die Probleme der ganzen Welt lösen und noch ein paar mehr, so lange ich ordentlich viel zu tun hatte war, so dachte ich, alles gut.. Aber als alles dann endlich gut war und es an der Zeit gewesen wäre mich herunterzufahren, zur Ruhe zu kommen, zu genießen und zu lieben, zu entspannen, zum Alltag zurückzukehren… da hat es mich geklatscht… aus heiterem Himmel, wie ein Donnerschlag, ein K.O. Schlag der mich ziemlich, ziemlich tief auf den Boden geworfen hat. Ich hatte irgendwie die Abfahrt zurück zum Ich, zurück zu dem was mir gut tut, zurück zum „entspannt sein dürfen“ – verpasst… Und dann fährst du da, auf deiner Scheiß Autobahn mit 280% und 280 km/h, alle sind abgebogen und keiner weiß so richtig wohin du weiterfährst, du selbst übrigens auch nicht…
Ich fühlte mich sowohl äußerlich als auch ganz tief drinnen sowas von abgefuckt, entschuldigt bitte meine Wortwahl, aber ich kann es nicht anders beschreiben. Es kam zu körperlichen Symptomen die von permanenter Übelkeit und Appetitlosigkeit reichten bis hin zu Panikattacken und Angstzuständen, bis zu dem Gefühl nicht alleine sein zu können… eine ewige Ruhe- und Rastlosigkeit… Ich kannte diese Zustände vorher nicht und ich wünsche es auch niemandem, dass er so etwas erleben muss. Ich hatte, das Gefühl verrückt zu werden… hatte ein ewiges Gefühl von innerer Zerrissenheit in mir, immerzu hatte ich das Gefühl nicht ruhen zu können, an ausschlafen oder durchschlafen war nicht zu denken… Das Wachwerden jeden Morgen zeigte sich in Form von Zittern, Herzrasen, ich war jeden Morgen klatschnass geschwitzt… Eigentlich war ich schon fertig bevor der Tag so richtig begonnen hat… Man war das ein saublödes Gefühl… Zweimal war ich dann in homoöpatischer Behandlung und ich muss echt zugeben, dass mir mein Therapeut sehr schnell weiterhelfen konnte. Die Symptome besserten sich sehr schnell… Aber da ich vermutlich einfach ein hypersensibler Mensch bin trafen mich in dieser Zeit dramatische und schreckliche Nachrichten umso mehr und die warfen mich tatsächlich auch nochmal so richtig aus der Bahn… Im November ging das alles los und seit nun ungefähr 4 Wochen merke ich wieder wer ich eigentlich bin… Ich wusste schon als das alles mit meinem Papa am 11. Januar 2018 passiert ist, dass etwas nicht stimmen konnte, als mich mein Mann immer und immer wieder fragte warum ich denn nicht weine… warum bist du nicht traurig, warum kommen keine Tränen, was ist denn los mit Dir? Da habe ich noch einfach funktioniert, da war es auch richtig und wichtig, aber richtig und wichtig wäre es auch gewesen, irgendwann diese riesengroße Angst und Traurigkeit zuzulassen und in mich reinzulassen… das hatte ich verpasst und die Antwort kam fast ein Jahr danach mit aller Wucht… Ich hatte mich da schlichtweg total übernommen, aber leider merkst du das selbst nicht. Es wenn der Körper und die Seele vollen Alarm geben… Ich bin meinen engsten Menschen so sehr dankbar, sie waren meine Felsen in der Brandung, mein Halt, mein Gerüst der Sicherheit, als ich das alles nicht sein konnte… Meinem Mann, Du mit Deiner unglaublichen Geduld, Deiner tiefen Zuneigung und allgegenwärtiger Liebe die ich jederzeit spüren und erfahren durfte, Deine Unterstützung in all den Situationen, die alles andere als einfach waren, du hast mir mal wieder gezeigt, wir Beide, wir gehen durch dick und dünn, immerzu Hand in Hand, komme was wolle. Meine Eltern, ihr habt mir immer eine offene Türe und Eure offenen Herzen geboten, bei Euch durfte ich immer Zuflucht und Schutz suchen, wenn das Alleine zuhause sein mal wieder so unaushaltbar schwer war. Meine liebste und einzige Schwester, für Deine immer und immer wieder offenen Ohren, Dein Verstehen für meine Ängste, Deine Ehrlichkeit wie gut du es mir nachfühlen kannst und vor allem für Dein Versprechen, dass Du mir und meinem Ehemann später unsere Seniorenhausschuhe auf Amazon bestellen wirst. Du weißt was ich meine 🙂 Meine Freundin, die ich nach langer Zeit wieder finden durfte, Du fühlst und denkst wie ich, Du hast immer ein offenes Ohr für uns und Du verstehst mich oft auch ohne Worte so gut. Meinen beiden Arbeitskolleginnen, bei denen ich mich nicht verstellen musste, die zu jederzeit Verständnis für mich hatten und bei denen Ich sein darf wer und wie ich bin… Das ist nicht selbstverständlich… Und natürlich und nicht zuletzt möchte ich unserem Toby Danke sagen – unser Seelenhund, der mich und uns in dieser Zeit mit seiner unglaublichen Liebe und Zuneigung begleitet hat… ohne zu hinterfragen warum, wieso… Du warst einfach da und hast mich trotzdem immer mal wieder vor kleine und große Herausforderungen gestellt um mir zu zeigen, dass ich langsam aber sicher aus dem Quark kommen und den Arsch hochbekommen darf… Für all das und noch vieles mehr lieben wir Dich!


Aber, so hart und schwer die letzten Monate auch waren, konnte ich doch so unglaublich viel über mich selbst lernen und erfahren… Ich weiß heute wer ich bin, ich weiß, ich bin ein sehr, sehr, ja vielleicht zu sehr sensibler Mensch, ich kann Dinge ganz schlecht von mir weghalten, das Wegschieben und an mir abprallen lassen gehört nicht zu meinen Stärken… Ich weiß auch, dass ich mir mein weiches, mein sensibles Ich eingestehen darf, es ist nämlich kein Fehler so zu sein wie man ist… Ich weiß, ich kann stark sein wenn es darauf ankommt aber ich weiß heute auch ganz genau, dass es manchmal dringend Zeit ist den Schmerz und die Angst und die Trauer zuzulassen, und wenn sie mich überkommt und die Tränen in Bächen kommen dann ist das ok – und nicht nur das es ist sogar überaus wichtig… Denn das sind Gefühle, und zu Fühlen und Gefühle und Emotionen zu empfinden ist ein riesengroßes Geschenk, das verkennen wir leider viel zu oft. Ich weiß heute auch, dass ich öfter einfach mal auf mein Bauchgefühl, meine Intuition vertrauen darf, ich weiß, dass ich es wert bin eine Meinung zu haben und dass es wichtig ist mir und meiner Seele gute Dinge zu tun… Sachen, die gut tun, mit den Liebsten, mit sich Selbst… Es ist sehr wichtig sich selbst Gutes für die Seele zu tun. Es ist vielleicht nicht alles gut daran, wenn man so hypersensibel empfindet… denn manchmal macht es das Leben echt ein bisschen anstrengender aber ganz ehrlich, vieles empfindet man auch so krass mehr… damit meine ich so alle Emotionen die einem so über den Weg laufen… und ja, die schönen… die kommen nämlich eben auch mit aller Wucht und dem schon erwähnten K.O. Schlag daher… ich meine sowas wie Liebe, Zuneigung, tief bewegt sein, Freude, Glück, gefühlvolle Lieder, emotionale Ereignisse, vor Glück weinen dürfen… die sind auch sehr, sehr stark vertreten und das wiederum fühlt sich so richtig geil an… Ich bin sehr dankbar, dass ich heute an diesem Punkt stehe und das alles so ist wie es ist… Ich habe aus all dem vieles lernen und mitnehmen dürfen, und ich habe mitnehmen dürfen, dass ich und jeder von uns allen, toll ist, gut ist und genau richtig ist… so wie er ist…
In diesem Sinne…
war es endlich mal wieder Zeit für ein bisschen Bloggystyle…
Ich Danke Euch fürs Mitlesen und Mitfühlen 🙂

2 thoughts on “„Hey Du, ja Du, ich denke ich mag Dich… „

  1. Liebe Steffi, es freut mich zu lesen, dass es dir wieder besser geht.
    Vielleicht sehen wir uns ja eines schönen Tages wieder und trinken ein Glas Wein oder Gin zusammen . Liebste Grüße, Deine Bine

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